Mein erstes Radrennen
Eindrücke vom Jedermannrennen in Münster
Am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, war es endlich soweit. Ich bestritt mein erstes Jedermannrennen.
Zuvor habe ich natürlich reichlich trainiert, wobei das Training nicht optimal verlief. Die letzte Woche vorher war verregnet.
Am frühen Samstagmorgen begann dann mein Renntag. Ich frühstückte gut und fuhr dann gemeinsam mit meinen Eltern nach Münster. Vor Ort baute ich meine Laufräder ein, so dass alles startklar war. Zum Glück hatte ich bereits am Vorabend sowohl die Lenker- als auch die Rückennummer befestigt. Zu diesem entspannten Teil trug natürlich auch bei, dass ich bereits am Vortag von Eduard meine Startunterlagen erhalten hatte, welche er mir freundlicherweise schon mitbrachte. Dies ersparte einigen Stress. Noch warm angezogen in Trainingshose und dicker Jacke begab ich mich zum Start. Zusätzlich zu den niedrigen Temperaturen von 12°C kam ein starker Wind, den ich später noch merken sollte. Am Start traf ich Eduard, Gabi und Peter.
Letztere waren beide als Zuschauer und Unterstützer angereist. Bald darauf kamen dann auch noch Barbara und Klaus. Doch bevor ich mich in meinen Starblock begab, musste ich schon zum zweiten Mal das „Dixiklo“ aufsuchen. Ich war sehr aufgeregt! Kurz vor dem Start aß ich noch schnell eine Banane und trank letzte Schlücke, um nicht während des Rennens ständig zu trinken. Ich fuhr zu meinem Startblock. Es war Startblock F, der allerletzte. Aber das störte mich nicht, schließlich war ich Debütant und wusste nicht, was mich erwartete. Am Startblock angekommen zog ich meine wärmende Kleidung aus und merkte erstmals die Kälte. Zum Glück begleiteten mich meine Eltern, so dass ich diesen meinen Rucksack samt Verpflegung und Kleidung geben konnte. Ich sprach ein letztes Mal mit Gaby, welche mir nochmals sagte, vorsichtig und nicht auf Risiko zu fahren, da es gerade am Start sehr hektisch sei. Mir wurde viel Glück gewünscht und um 9:20 Uhr startete ich schließlich zu meinem ersten Rennen.
Da ich, wie schon erwähnt, im letzten Startblock stand, musste ich erst mal nach vorne fahren, um eine Gruppe zu finden, die meinem Tempo entsprach. Die Straßen am Start waren sehr breit, so dass die große Masse gut voran kam. Natürlich gab es nach knapp 500m auch schon die ersten Stürze oder abrupte Brems- und Ausweichmanöver. Doch ich kam gut voran in meinem Vorhaben, nach vorne zu fahren, schließlich wollte ich nicht letzter werden. Ich fuhr anfangs immer im vorderen Teil meiner Gruppe, um auch möglichst schnell in eine andere schneller vorbeiziehende Gruppe zu wechseln. Dazu kam, dass das Tempo kurz nach dem Start mit mehr als 45km/h sehr hoch war. Doch es verlief alles ganz gut. Ich konnte gut und entspannt folgen. Die ersten Dörfer passierte ich noch in einer großen Gruppe. Die Atmosphäre war super.
An den Absperrungen standen überall Zuschauer, die richtig Krach machten, was mich zusätzlich noch motivierte. Doch sobald ich mit meiner Gruppe auf eine andere aufschloss, wurde das Tempo an diese angepasst und verringert. Ich verstand die Logik in dieser Fahrweise nicht, denn ich für meinen Teil wollte das Rennen auch als Rennen fahren und achtete deshalb auch auf meine Zeit. Dazu kam, dass ich alleine keine Chance hatte, eine neue schnellere Gruppe zu finden, da der Wind im freien Feld doch sehr pustete. Anders als bei unseren RTFs fuhr ich durchweg egoistisch. Nach ca. 45km kam eine Truppe von 8 Radfahrern in orangenen Trikots, die in unsere große Gruppe stieß. Sie kamen schnell an, erholten sich bei uns und fuhren dann wieder weiter.
Das war meine Lösung. Schnell hängte ich mich an sie dran und konnte meine alte Gruppe schnell hinter mir lassen. Mit dieser Gruppe überholte ich mehrere Kleingruppen und konnte super im Windschatten mithalten. Um einem Hungerast vorzubeugen aß ich nach 35km und 75km jeweils ein Energiegel, was ich bereits Wochen zuvor getestet hatte. Bei Kilometer 49 traf ich auf Eduard der gerade am Straßenrand stand. Es sah aus wie ein Defekt. Doch ich fuhr weiter. Mit dieser „orangenen“ Truppe wurde das Rennen zunehmend anstrengender. Wir fuhren in einer Reihe und das Terrain wurde immer freier; es verlief zwischen Feldern, die keinerlei Windschutz bieten konnten. So kam es, dass alle fester treten mussten. Doch nicht alle konnten der Gruppe weiter folgen. Das Tempo in Kombination mit dem Wind, schaffte einzelne. Sie mussten abreißen lassen. Das war mein Problem, ich konnte mich nun nicht entscheiden, ob ich hinter der „orangenen“ Gruppe bleiben sollte oder dem Abreißer weiterfolgen. Doch diese Überlegung dauerte zu lange und als ich mich endlich dazu entschloss hinter den „Orangenen“ zu bleiben, musste ich das Loch wieder zufahren und musste erstmals bei diesem Rennen alleine im Wind fahren. Da immer wieder welche abreißen lassen mussten und ich mich nie sofort entscheiden konnte, ob ich das hohe Tempo weiter mitgehen könnte, ließ ich jedesmal ein Loch zustande kommen. Doch jedes Mal entschied ich mich meinen „Orangen“ weiter zu folgen. Das Zufahren der entstanden Löcher war jedoch sehr kräftezehrend, vor allem als ich ein 150-200m großes Loch aufkommen ließ. Doch ich biss mich jedes Mal mit letzter Kraft wieder ran, um im rettenden Windschatten weiter folgen zu können.

Der Höhepunkt war dabei jedes Mal die Ortsdurchfahrt. Alle jubelten uns zu. Als es Richtung Ziel auf die letzten Kilometer ging, bildete sich schnell wieder eine größere Gruppe. Was mich sehr wunderte war, dass das Tempo so kurz vor dem Ziel rausgenommen wurde. Bis dahin kannte ich es nur, dass es gerade dann noch mal richtig angezogen wird. Also fuhr ich mit dem Pulk Richtung Ziel. Währenddessen arbeitete ich mich weiter nach vorne in der Gruppe, um im Fall der Fälle einer Ausreißergruppe folgen zu können. Doch nichts passierte. Dann aber sah ich das Schild 150m und zog alleine mein Tempo an. Ich fuhr aus dem Windschatten und strampelte bis zum Ziel, wo es fast noch mal zum Sprint kam. Ich fuhr durchs Ziel und war richtig glücklich, es geschafft zu haben.
Meine Befürchtung unterwegs pinkeln zu müssen, hatte sich nicht bestätigt und der Regen war auch aus geblieben. Dazu kam die Kulisse und die Tatsache, dass nur wenige Stunden nach mir die Profis durch dasselbe Ziel fahren würden. Die Ankömmlinge wurden auf den Veranstaltungsplatz geleitet. Dort traf ich Peter, der auf Barbara wartete. Nun konnte ich erstmals meine gefahrene Zeit vom Tacho ablesen. Sie lautete ca. 3:06 Stunden. Das entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 36km/h. (Die genauen Daten erfuhr ich erst später aus dem Internet.) Ich hörte nun von Peter, dass Klaus K., der das Rennen als RTF ansah, bereits angekommen war. Nun kamen auch meine Eltern hinzu, die auf mich warteten und gaben mir schnell meine Jacke, damit ich mich nicht erkältete. Danach aß ich sofort einen Energieriegel, denn ich hatte großen Hunger. Nach einer kurzen Erholungspause, löste ich meinen Gutschein zur Pasta-Party ein. Es tat richtig gut, jetzt etwas Warmes zu essen. Nach einer kurzen Runde über den Veranstaltungsplatz, traf ich auch noch Karla und Wolfgang, die auch extra als Zuschauer angereist waren, um uns PSV-ern die Daumen zu drücken. Nach dem ich einmal alles gesehen hatte, begab ich mich mit meinen Eltern zurück zum Auto, da es kühl wurde. Leider fand ich Gabi, Peter, Barbara, Eduard und Klaus nicht mehr.

Zum Schluss möchte ich mich auch noch mal bei Peter R., Dieter S., Eduard S., Klaus K., Barbara S. und meinen Eltern für ihr Unterstützung und Hilfe bedanken. Besonders möchte ich dabei Gaby hervorheben, die mir sowohl bei der Trainingsvorbereitung und der Ernährung wichtige Tipps gab, als auch immer ein offenes Ohr für teils seltsame Fragen hatte. Danke!!
Daten: Distanz: 110km, offizielle Zeit: 3:05:49 Stunden, Platz 813 in der Gesamtwertung von knapp 1.500 Startern und Platz 14 bei den Junioren
Fazit: Mein erstes Rennen verlief super, jedoch gibt es noch einiges zu optimieren. Ich kann außerdem sagen, dass mich das Rennfieber gepackt hat. Es ist einfach unglaublich über abgesperrte Straßen mit vollem Tempo zu „brettern“. Dazu kommt die Kulisse und die Unterstützung des Publikums. Alles ist top durchorganisiert. Wahnsinn! Nächstes Jahr werde ich wohl öfters dabei sein aber mit dem Unterschied, noch schneller und besser zu fahren!!!!
von Nils